Mein Name ist Tawanda Botshiwe, ich bin 22 Jahre alt und studiere Bauingenieurwesen an der Polytechnic in Namibia. Sie befindet sich in Windhoek und man kann sie mit einer praktischen Variante einer von uns gekannten Uni vergleichen. Von Landwirtschaft über Hotelmanagement bis hin zu Softwaretechnik kann man dort fast alles studieren. Das Ziel der Studiengänge an der Polytechnic ist, die Nachfrage der namibischen Industrie nach Hochschulabsolventen zu decken.
Bereits in der Schule, ich ging auf eine Privatschule in Karibib, überlegte ich mir, was ich später studieren könnte. In Namibia haben wir die Wahl zwischen der University of Namibia (UNAM) und der Polytechnic. Meine erste Wahl war Sozialwissenschaften an der UNAM. Jedoch wurde ich dort nicht angenommen, weshalb ich gezwungen war, mich für meine zweite Wahl zu bewerben, Bauingenieurwesen auf der Polytechnic. Ich habe diesen Studiengang gewählt, weil die Welt immer Ingenieure brauchen wird und ich gute Jobaussichten nach dem Abschluss des Studiums haben werde. Da meine Noten in der Schule nicht sehr gut genug waren, um gleich Bauingenieurwesen zu studieren, muss ich jetzt Einführungsveranstaltungen über Bauingenieurwesen belegen und diese auch bestehen, um mit dem eigentlichen Unterricht des Bauingenieurwesens beginnen zu können. Meine Eltern unterstützen mich finanziell, um die Studiengebühren von N$8.900 (etwa 700€) pro Semester bezahlen zu können. Studenten, deren Eltern weniger als N$150.000 (etwa 12.000€) pro Jahr verdienen, können sich für den Namibian Students Financial Assistance Fund (NSFAF), der an Studenten Kredite zu geringen Zinsen vergibt, bewerben. Zum Vergleich: Das jährliche Bruttonationaleinkommen liegt bei N$45.000 (etwa 3.600€).
Mein Tag beginnt um 6:30 Uhr. Nach dem Frühstück verlasse ich meine Wohnung, die ich mir mit meinem Mitbewohner teile, um ein Taxi zur Polytechnic zu nehmen. Auf dem Campus zu leben ist zu teuer und nicht so wohnlich, also entschied ich mich, einen Mitbewohner zu suchen. Nach zehn Kilometern erreiche ich das Unigelände. Um 7:30 Uhr fangen meine theoretischen Kurse an, um 12:30 Uhr sind diese zu Ende. Anschließend esse ich mit meinem Kommilitonen zu Mittag. Zum Glück habe ich zum Ausgleich auch ein paar praktische Einheiten. Von 14 Uhr bis 16 Uhr arbeite ich, wie zum Beispiel in Ingenieurstechnik, mit Maschinen. Das macht das Studieren viel einfacher, da wir nicht nur in unsere Bücher schauen sondern auch die praktische Anwendung üben. Schließlich habe ich noch eine Vorlesung bis 17 Uhr. Nach meinen Kursen gehe ich noch in die Bibliothek, um zu lernen. Das Niveau der Vorlesungen ist recht hoch, sodass ich selbstständig noch viel nacharbeiten muss um mit den verschiedenen Themen zurecht zu kommen. Um 21 Uhr schließe ich endlich meine Bücher und nehme ein Taxi nach Hause.
Im Allgemeinen verbessert sich, nach meiner Ansicht, die namibische Hochschulbildung zusehends. Es gibt mehr und mehr internationale Studenten an der UNAM und der Polytechnic und meine Dozenten kommen unter anderem aus Zimbabwe, Nigeria, Südafrika und sogar Indien. Trotz allem kann die Qualität der namibischen Hochschulen nicht mit der Hochschulbildung beispielsweise in Deutschland verglichen werden. Es gibt immer noch eine Kluft zwischen namibischen und internationalen Standards. Für Namibia wird es jedoch ausreichen. Überall im Land werden Techniker in allen Industriezweigen gesucht.
In fünf Jahren werde ich mein Studium beenden. Das ist noch eine lange Zeit und die Welt verändert sich jeden Tag, aber ich bin optimistisch, dass ich mit meiner Studiengangwahl eine vielversprechende Zukunft habe.
Wenn ihr jetzt noch Fragen haben solltet, könnt ihr euch per Mail oder über Facebook bei Welwitschia melden. Die Nachrichten werden an mich weitergeleitet und ich werde versuchen alle zu beantworten.

Tawanda Botshiwe, student of Civil Engineering at Polytech Namibia

Polytech of Namibia, Engineering department (right building)
Pingback: Berufsmesse in Otjiwarongo – Career Fair in Otjiwarongo | Welwitschia — Bildungsinitiative für Namibia