Welwitschia-Seminar an der Uni Tübingen

In Kooperation mit Welwitschia fand im Wintersemester 2014/15 an der Universität Tübingen das Seminar „Alternative Wege zu Bildungs- und Berufschancen in Namibia“ statt. Folgender Artikel einer teilnehmenden Studierenden berichtet über die Entwicklungen während des Seminars und das Projekt namshare.education, das aus diesem entstanden ist.

Während unseres Seminars wurde Namibia für uns, eine Gruppe von 23 Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen, zu einem Land mit vielen Unterschieden, weitreichender Kultur und Geschichte. Entwicklungszusammenarbeit stellte sich als schwere Gratwanderung heraus und auch das Projektmanagement, vor allem aber erst einmal die Projektfindung war nicht ganz so leicht, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Anregende Beiträge von außerhalb wie der Einblick in den Bereich der Entwicklungszusammenarbeit von Deutschland und Baden-Württemberg, eine Vorstellung des Unternehmens Schwenk Zement und seiner Arbeit in Namibia, sowie die intensive Auseinandersetzungen mit dem Thema „Critical Whiteness“,  Projektmanagement und dem Schulsystem in Namibia, haben uns geholfen, herauszufinden, was wir uns von dem Seminar erhoffen, und was für ein Projekt wir daraus entwickeln könnten. Auch die Referate der Teilnehmenden über Namibias Geschichte, Kultur, Natur und Politik haben dazu beigetragen einen besseren Einblick zu bekommen und Namibia – so gut es aus der Ferne eben geht – ein Stück weit kennenzulernen.

Da ein Semester dann doch schneller vorüber geht, als man anfangs erwartet, waren wir letztendlich sehr froh, dass neben Diskussion, Reflexion und Planzusammenstellung noch Zeit war, ein tolles Projekt zu entwickeln. Hierbei war uns die Zusammenarbeit mit Namibiern sehr wichtig. Über den Kontakt zu Welwitschia in Namibia hatten wir auch die Gelegenheit mit Namibiern zu skypen und eine Umfrage an zwei Schulen in Namibia durchzuführen, bei der die LehrerInnen angeben konnten, auf welche Art und Weise ein Projekt im Rahmen des groben Themas „Bildung in Namibia“ entwickelt werden kann, das einen Beitrag zu Verbesserung der Bildungs- und Berufschancen in Namibia leisten könnte und im allgemeinen Chaos der Entwicklungszusammenarbeit nicht untergehen wird. Die LehrerInnen wurden konkret befragt, welche Art von Materialien sie für ihren Unterricht verwenden und welche sie sich zusätzlich wünschen.

Heraus kam die Idee einer Internetplattform (namshare.education), die gerade von einem namibischen Websidedesigner entwickelt wird. Sie soll Lehramtsstudierenden die Möglichkeit geben, sich über ihre Erfahrungen in der Schule auszutauschen, Unterrichtsmaterialien hochzuladen und sich über kulturelle und außeruniversitäre Events zu informieren. Die Idee einer solchen Internetplattform erschien uns deshalb als sehr sinnvoll und nachhaltig, weil sie sich durch die Beiträge der Benutzer weiterentwickeln kann und nicht von materiellen Ressourcen abhängig ist. Internet ist für die meisten Namibier über das Handy zugänglich. Somit sind sie nicht von Computern abhängig und haben unkomplizierten Zugriff zu den Informationen. Als Zielgruppe haben wir uns für Lehramtsstudierende entschieden, da wir in ihnen das Bindeglied zwischen schon ausgebildeten Lehrern und Lehrerinnen und den SchülerInnen sehen. Zudem ist das Internet als Kommunikationsmittel bei ihnen am weitesten verbreitet, was die Kontaktaufnahme erleichtert. In der von uns durchgeführten Umfrage gaben die meisten Befragten an, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre SchülerInnen zum Lernen zu motivieren und ihnen der Umgang mit komplizierteren Schülern und Schülerinnen Probleme bereitet. Auf der Plattform können daher wissenschaftliche Materialien, didaktische Hilfestellungen, Anleitungen und Erfahrungsberichte hochgeladen werden, die den Lehramtsstudierenden helfen sollen, sich darauf vorzubereiten. Nicht nur durch die Umfrage, auch durch viele Aussagen und Berichte von NamibierInnen fiel uns auf, dass oftmals Motivation und Anreiz  für neue Perspektiven fehlen. Deshalb wird es auf der Internetplattform zudem Informationen zu möglichen Stipendien und Angeboten, die neue Perspektiven aufzeichnen sollen, geben.

Der Schwerpunkt der Plattform ist der Austausch untereinander. Wissen soll hier weitergegeben und Ideen erweitert werden können. Die Nutzer können durch die Beiträge anderer und den aktiven Austausch zu neuen Gedanken inspiriert werden. Es besteht jedoch nicht nur die Möglichkeit, allgemeine Erfahrungen mit anderen zu teilen und von anderen zu lernen, sondern auch konkrete Fragen zu stellen. Diese werden fachspezifisch und nach Altersstufen eingeordnet, um einen unkomplizierten Zugang zu Antworten bei bestimmten Fragen zu garantieren.

Den Voraussetzungen, dass das Projekt vor allem in Zusammenarbeit mit Namibiern erstellt werden soll, und möglichst nachhaltig wirksam ist, sind wir nun hoffentlich gerecht geworden und wir freuen uns, wenn die Webseite voraussichtlich ab Ende April online geht.

Nike Löble

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2 Gedanken zu “Welwitschia-Seminar an der Uni Tübingen

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