Wiedersehen in Deutschland

Nachdem 2018 die erste Begegnungsphase in Namibia stattgefunden hatte, trafen sich im September 2019 die Teilnehmenden des Jugendprojektes „Same same but different“ wieder: dieses Mal in Deutschland. Der Begegnung waren viel Planung und viel Unsicherheit besonders in Bezug auf die benötigten Visa für die namibischen Teilnehmenden vorausgegangen, aber letztendlich konnten sich die meisten auf den Weg machen, sodass bis auf zwei Teilnehmende, die aus persönlichen Gründen das Projekt verließen, und ein Teilnehmender, der aufgrund eines später erteilten Visum nachreisen musste, alle wieder zusammen kamen. Nach einer langen und anstrengenden Reise für Teilnehmende beider Länder, traf man sich auf einem Bauernhof bei Ibbenbüren, wo die ersten Tage unter dem Motto „Wiedersehen und (wieder) Zusammenfinden“ standen. Gemeinsam wurde ausgetauscht, was im vergangenen Jahr passiert ist und anschließend die Gelegenheit geboten, sich während einer Wanderung im Teutoburger Wald in atemberaubender Umgebung weiter auszutauschen und in einigen Teambuilding-Übungen, die sehr erfolgreich und mit viel Spaß gemeistert wurden, näher zu kommen.

Nach dieser intensiven Anfangszeit stand schon eines der Highlights des Programms an: Drei Gastgebertage, während denen namibische Teilnehmende bei ihren deutschen Tandems lebten und gemeinsam die Tage gestaltet wurden. So wurde der beste Falafel Osnabrücks entdeckt, die Gefahren und Freuden von Radwegen deutlich, diverse Rutschen getestet, Mensch-ärgere-dich-nicht-Partys gefeiert, Gastfreundschaft erfahren, fürsorgliche Mütter gefunden, die günstigsten Transportmittel getestet, Musik ausgetauscht und jede Menge gegessen.

Da es sich von vielen gewünscht wurde, ging es anschließend direkt für ein Wochenende nach Berlin, wo das Großstadtleben im Mittelpunkt stand. Noch beeindruckender als die vielen Menschen und die Größe der Stadt blieb für viele der Besuch des Stasi-Gefängnisses in Hohenschönhausen, das bleibenden Eindruck hinterließ und bis zum Ende der Begegnung Gesprächsthema blieb.

Nach dem Wochenende blieb die Gruppe dann tatsächlich in Osnabrück, das die Basis des Projektes sein sollte. Nach einer von Teilnehmerinnen organisierten Stadtführung, wurde es ernst: In einer Rallye erschlossen sich die Teilnehmenden die Stadt in Kleingruppen selbst weiter, indem sie diverse Fragen beantworteten, um zu gewinnen. Den Abend konnte man aber trotzdem gemeinsam in einem Bierhaus ausklingen lassen. Da nach dem vielen Programm das Energielevel langsam sank, wurde es Zeit, einen Gang zurück zu schalten und einen Freizeit-Tag einzuschieben. Der wurde zum Teil für „Triple S“ (sleep, Schlecks1, slides) oder für einen Ausflug nach Münster, wo einige der Teilnehmenden studierten, genutzt. Mit neuer Energie konnte sich dann dem gemeinsamen Buch, das am Ende des Projekts gedruckt werden soll, gewidmet werden: Bei einem sehr produktiven Brainstorming wurden neue Ideen für Inhalte erarbeitet und anschließend in Kleingruppen umgesetzt, sodass am Ende des Tages ein Großteil der neuen Inhalte stand und in den folgenden Tagen nur noch überarbeitet werden mussten. Dabei half u.a. ein Treffen mit dem Editor, der das Projekt professionell begleitet. Ein weiteres Highlight war der namibische Abend, bei dem v.a. diverse Spezialitäten zubereitet und allen mutigen Hostelbewohnern angeboten wurden.

Nach so viel Arbeit, großen und kleinen Konflikten in der Gruppe, einigen Erkältungen und dem kräftezehrendem ständigen Zusammenleben im Mehrbettzimmer sollte das Projekt bei einem gemeinsamen Ausflug an die Nordsee entspannt auslaufen: Bei bestem Wetter wurde das Watt erkundet, in der Jugendherberge gechillt und sich beim Bubble Soccer ausgetobt. Spontan kristallisierte sich das gemeinsame Thema des globalen Klimas heraus: Da am Freitag vor der Abfahrt noch bei den Fridays for Future demonstriert wurde und sich das Thema in Gesprächen intensivierte, entstand der Wunsch, das Klimahaus in Bremerhaven zu besuchen, was ein Highlight zum Ende des Projektes sein sollte.

So ging die Zeit schnell vorbei und es stand auch schon der letzte gemeinsame Tag an: In der Auswertung wurde häufig genannt, dass es so viele interessante Themen gab, die man gerne mit mehr Zeit noch weiter vertieft hätte, aber genau diese Fülle an Themen, Interessen und Denkanstößen das Projekt und seine Teilnehmenden auch ausmache. Zum Glück blieb aber noch genug Zeit, um sich die gemeinsame Zeit in persönlichen Briefen Revue passieren zu lassen, gemeinsam zu essen und doch noch genug Energie aufzubringen, um zusammen feiern zu gehen.

Zusammenfassend kann über die zweite Begegnung gesagt werden, dass nie genug Zeit ist, um auf alle Themen einzugehen, dass Zusammenleben ein ständiger Aushandlungsprozess ist, bei dem Kompromisse eingegangen werden müssen, dass Essen verbindet und dass Wasserrutschen immer in Highlight sind. Wir sind alle „same same but different“, aber was letztendlich Nähe und Sympathie ausmacht, sind die individuellen Persönlichkeiten und weniger die nationale Herkunft.

Zum Projekt:

Die Begegnung ist eingebettet in ein zweijähriges Begegnungsprojekt von Welwitschia e.V. und FreeYourMind! Entertainment – Community Work. Ihr ging eine in beiden Ländern stattfindende Vorbereitungsphase, eine erste Begegnung in Namibia und eine Zwischenphase voraus. Derzeit findet die Nachbereitungsphase statt, die noch einmal auf die Reflexion der zweiten Begegnung eingeht, das gemeinsame Buchprojekt beendet und somit auch das Gesamtprojekt abrundet. Im Mittelpunkt des Projekts stehen das gegenseitige Kennenlernen und Überwinden von Stereotypen unter möglichst hoher Partizipation der Teilnehmenden. Im Anschluss an das Projekt sollen die Projektergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit gefördert und findet im Rahmen der Förderlinie „weltwärts – Außerschulische Begegnungsprojekte im Kontext der Agenda 2030“ statt. Es verpflichtet sich dem 16. UN-Nachhaltigkeitsziel „Frieden und Gerechtigkeit“, indem es Empathie, Verständnis und gegenseitigen Respekt durch Austausch und Begegnung fördert.

1 Eine besondere Eisdiele

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