„Read more books!“ ist ein Ratschlag, über den wir oft stolpern. Und gerade, wenn es auf der Nordhalbkugel wieder kalt und dunkel wird, kann man sich mit guter Literatur in andere Länder lesen. Reiseführer und -berichte über das Land des Kameldorns gibt es wie Sand in der Namib. Aber auch spannende Biografien, Krimis und Romane aus und über Namibia haben ihren Wert. Welche lohnen sich wirklich? Welche gehören zum Kulturgut? Und welche sind verborgene Schätze, die bisher noch keine Aufmerksamkeit erfahren haben? Wir haben eine kleine Auswahl für euch zusammengestellt.*
Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste – Henno Martin
Der Namibia-Klassiker – und unter Deutschsprachigen die Pflichtlektüre schlechthin. Und das zu recht: Henno Martin und Hermann Korn, zwei deutsche Geologen, haben gerade ihren Doktortitel in der Tasche und reisen ins damalige Südwestafrika, um Wasservorkommen zu erforschen. Nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges machen sie ihrer Ansage ernst und leben zweieinhalb Jahre lang abgeschieden in der Wüste.
Das Ergebnis – dieses Buch – ist ein faszinierender Überlebensbericht und zugleich die philosophische Erklärung zweier Männer, die viel Zeit in der Wildnis verbracht haben. Und viel Zeit mit Nachdenken. „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“ ist eine fesselnde Geschichte, die Lust auf Natur macht. Sie bringt uns nicht nur viel über Flora und Fauna Namibias bei, sondern lehrt noch etwas viel wichtigeres: die Ehrfurcht vor dem Leben.
Der lange Schatten – Bernhard Jaumann
Das dritte Buch aus Bernhard Jaumanns Namibia-Reihe ist erst im letzten März erschienen. Schon zwei Monate später flog der 58-jährige Autor nach Windhoek, um dort im Goethe-Zentrum aus seinem neuesten Krimi vorzulesen: In Freiburg wird das Grab eines bekannten „Rassenforschers“ geschändet, in Windhoek wird die Frau des deutschen Botschafters entführt – gemeinsam mit dem Kind, das sie adoptieren will.
Während die Protagonistin Clemencia Garises nach den Entführten sucht, ist der Journalist Claus Tiedtke in Berlin möglichen Attentätern auf der Spur. „Der lange Schatten“ ist das spannende Buch eines Namibia-Kenners, der nicht bloß gute Unterhaltung bietet. Er liefert auch viele Hintergrundinformationen: von deutschen Kolonialverbrechen bis hin zur Diskussion um das Adoptieren afrikanischer Waisenkinder.
Kind Nr. 95 – Lucia Engombe
Wenige der so genannten DDR-Kinder reden gerne über die Vergangenheit. Verständlich, denn schließlich wurden sie in den vergangenen Jahrzehnten immer und immer wieder darauf angesprochen. Ihre Geschichte ist einfach zu spannend, als dass Menschen, die zum ersten Mal davon hören, sich das Fragen verkneifen. Gut, dass Lucia Engombe ihre Erlebnisse in einem Buch festgehalten hat.
1979, während des Befreiungskampfes, wird die 7-jährige Lucia überraschend aus dem sambischen Flüchtlingslager in die DDR gebracht. Gemeinsam mit insgesamt 430 anderen namibischen Kindern soll sie im sozialistischen Staat zur neuen Elite ihres Landes herangezogen werden. Doch dann kommt 1990: Die Deutsche Wiedervereinigung und die Namibische Unabhängigkeit. Die Kinder werden über Nacht in eine Heimat zurückgeflogen, die ihnen mittlerweile vollkommen fremd ist. In klarer, authentischer Sprache beschreibt Lucia ihr Leben zwischen Namibia und Deutschland – und gewährt dem Leser damit einen Einblick in ihre außergewöhnliche Biographie.
Der weiße Ovambo – Nils Ole Oermann
Ein ganz anderes, aber nicht weniger spannendes Leben führte hat der evangelische Theologe Peter Pauly: 1917 in Breslau, im heutigen Polen, geboren, verlässt er 20 Jahre später Deutschland – ohne Abitur, das ihm als „Halbjuden“ verweigert wurde. Er wandert aus und arbeitet auf einer Kaffeeplantage in Britisch-Ostafrika. Dann bricht der Krieg aus und Pauly wird interniert.
1947 kehrt er nach Deutschland zurück und arbeitete unter anderem als Dolmetscher beim Verfassungskonvent. 1950 zieht es Pauly aber wieder nach Afrika. Im heutigen Namibia und leitet er eine Farm. Er ist kein junger Mann mehr, als sein Leben dann noch einmal einen ganz anderen Weg einschlägt:
Zum einen studierte er evangelische Theologie und wird Pfarrer. Zum anderen heiratet er nach seiner ersten Ehe eine Ovambofrau und beginnt, für die Abschaffung der Apartheid in Namibia zu kämpfen.
Namibia – Carmen Rohrbach
„Abenteuerliche Begegnungen mit Menschen, Landschaften und Tieren“ heißt der Untertitel des Buches. Und wirklich: Der Bericht der deutschen Biologin Carmen Rohrbach ist ein Abenteuer. Allein und ganz unbefangen fährt sie durch die Landschaften, beobachtet und lässt das Land auf sich einwirken. Neben den spannenden Geschichten, die sie auf ihren Reisen erlebt flechtet sie auch ihre sensiblen und unvoreingenommenen Gedanken zu Tier- und Menschenwelt ein.
Zusätzlich gibt sie Einblicke in die Historie des Landes und teilt als Biologin auch ihre Kenntnisse über Tier- und Pflanzenwelt mit dem Leser. Beim Lesen von Rohrbachs „Namibia“ hat man das Gefühl, selbst mit ihr auf Achse zu sein. Deshalb ist Vorsicht geboten: Wen das Fernweh ohnehin schon sehr quält, sollte sich das Buch vielleicht lieber noch aufheben. Denn spätestens nach Kapitel 3 will er einfach nur noch hinaus in die Wildnis.
Richtungswechsel – Philipp Walter
Wiederum eine andere Perspektive bietet Philipp Walters „Richtungswechsel“. Ein junger Deutscher geht nach dem Abitur nach Namibia, um sich sozial zu engagieren. Aus Okakarara, einem kleinen Ort im Norden des Landes, schreibt er einen Blog. Aus diesen Berichten ist ein Buch entstanden, das ein Namibia abseits von Wüste und Armut, aber auch abseits der typischen Touristenrouten beschreibt: Die Alltagsrealität in einem besonderen Land, wertvolle Erfahrungen und unvergessliche Begegnungen. Wir entdecken eine andere Seite Namibias und bekommen zugleich einen Einblick in das Leben eines weltwärts-Freiwilligen.
Egal, ob man noch von einer Reise träumt oder das Land schon erlebt hat – dieses Buch schenkt einen Perspektivenwechsel. Wer das Buch nicht bei Amazon bestellen möchte, kann dies auch direkt beim Autor machen.
Hummeldumm – Tommy Jaud
Eines der bekanntesten Bücher die in Namibia handeln ist Hummeldumm. Der Autor Tommy Jaud reist mit seiner Freundin ohne Hintergedanken nach Namibia. Die dort auf sie wartende Reisegruppe wird dafür sorgen dass die kommenden zwei Wochen nicht langweilig werden. Sehr unterhaltsam beschreibt er die Aktivitäten der Reise und die Eigenheiten seiner Mitreisenden um schließlich am Ende seiner Freundin die Schuld am ganzen Schlamassel zu geben.
*Diese Auswahl ist – wie das meiste im Leben – eine sehr subjektive Sache. Sie erhebt nicht den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Euch noch Bücher aus und über Namibia einfallen, die inspirieren, bilden oder Lust aufs Reisen machen, schreibt uns!